Was ist das?

Sexualisierte Gewalt ist eine Grenzverletzung und meint jede sexualisierte Handlung, die an einem Kind oder einem/einer Jugendlichen gegen dessen/deren Willen vorgenommen wird. Dies gilt auch, wenn das Opfer wegen seiner körperlichen, geistigen, kognitiven und sprachlichen Unterlegenheit der sexualisierten Handlung nicht wissentlich zustimmen kann.

Sexualisierte Gewalt kommt in vielen Formen und Abstufungen vor.

Es wird unterschieden zwischen sexualisierter Gewalt

Ø  ohne Körperkontakt (anzügliche Bemerkungen, Beobachten beim Baden, Duschen, Exhibitionismus, Pornos zeigen)

Ø  mit geringem Körperkontakt (Zungenküsse, Brust anfassen, Versuch die Genitalien zu berühren)

Ø  mit intensivem Körperkontakt (Masturbation von Täter/in bzw. Opfer, Anfassen der Genitalien)

Ø  mit sehr intensivem Körperkontakt (anale, genitale oder orale Vergewaltigung)

Es geht aber nicht nur um schwere Formen der sexualisierten Gewalt, sondern auch um leichtere Formen der Grenzverletzung. Diese werden individuell verschieden wahrgenommen und sind alters- und geschlechtsabhängig. Für ein Kind kann der von ihm nicht gewollte und aufgezwungene Begrüßungskuss der Tante schon als Grenzverletzung wahrgenommen werden.

Sexualisierter Missbrauch durch Fremde ist im Verhältnis eher selten. Kinder und Jugendliche erleben sexualisierte Übergriffe sehr häufig in ihrem sozialen Nahraum und von Menschen, denen sie vertrauen und von denen sie Unterstützung, positive Zuwendung und emotionale und soziale Fürsorge erwarten. Der deutlich größte Teil der betroffenen Mädchen und Jungen wird von ihnen bekannten Personen missbraucht, die nicht zur Familie gehören. Es können Bekannte oder Freunde der Familie, aber auch Nachbar/-innen, Lehrer/-innen, Jugendleiter/-innen, Erzieher/-innen, Übungsleiter/-innen usw. sein.

Sie nutzen ihre Macht- und Autoritätsposition aus, um ihre eigenen (sexualisierten) Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen. Je enger die Beziehung zwischen Täter/in und Opfer ist, desto länger und häufiger findet sexualisierter Missbrauch statt.

Die physischen und psychischen Folgen können für die Opfer lang anhaltend und extrem einschneidend sein. Auf Grund der unterschiedlichen Formen und Schweregrade sexualisierter Gewalt, der individuellen Besonderheiten und des subjektiven Erlebens der Betroffenen reagiert jedes Kind bzw. jede/r Jugendliche/r anders. Es gibt keine eindeutigen Symptome bei Opfern, die den Rückschluss auf sexualisierte Gewalt ermöglichen.

Auszüge aus: BAYERISCHER JUGENDRING (Hrsg.): Prävention vor sexueller Gewalt in der Kinder- und Jugendarbeit. Baustein 1: Basisinformationen zum Thema "sexuelle Gewalt"; München 2001